Sonntagsrunde zum Sinn des Nähbloggens – Elke von Elle Puls erzählt

Der Blog ruht, aber die Gedanken kreisen.

Es sind noch immer viele Fragen offen. Vor allem die Frage nach dem Sinn ist noch immer offen.

Eure Kommentare und Mails zu meinem letzten Eintrag zeigten mir, dass das Thema präsenter ist, als ich dachte und dass jede(r) seine eigene Meinung dazu hat.

Das hat mich inspiriert, eine kleine Reihe ins Leben zu Rufen. All die Fragen, die sich mir gerade stellen, habe ich lieben (Näh-) Bloggerinnen weitergeleitet und sie gefragt, ob sie sie nicht aus ihrer Sicht beantworten mögen.

Ich finde es sehr spannend und vor allem mega interessant, hinter die einzelnen Blogs zu schauen.



Den Anfang macht eine meiner liebsten Bloggerinnen: Elke von Elle Puls.

Elke ist für mich so eine Art Vorzeigebloggerin. Sie schafft es anscheinend spielend, immer wieder wunderschöne Outftis zu kreieren und dabei viele nützliche Tipps rund um das Nähen zu geben. Sie hat ein tolles Blog-Design entwickelt. Sie bloggt sehr professionell und wohl überlegt. Da interessierte es mich natürlich brennend, was sie motiviert und wie sie das zeitlich alles schafft.




1. Wer bist du? Wie lebst du? Was machst du beruflich und wie viele Stunden arbeitest du in der Woche? Welche anderen Hobbys hast du neben Bloggen und Nähen? 

Diese Fragen sind eigentlich leicht zu beantworten. Oder doch nicht? Denn es gibt so viele von mir. Es gibt die Elke, die du aus dem Blog kennst, es gibt Elke als Mutter, als Unternehmerin, als Ehefrau und viele mehr.

In einer öffentlichen Vorstellungsrunde würde ich wohl sagen: „Ich bin Elke, 39 Jahre alt, wohne im Speckgürtel von Berlin, habe Hotelmanagement studiert, schreibe einen Nähblog und verkaufe eigene PDF Schnittmuster. Ich bin Mutter von 3 Kindern und meine Hobbys sind: Nähen, Joggen, Schwimmen, Podcasts hören.“

Interview Ende.

Nein, Quatsch, es gibt natürlich noch viel mehr zu erzählen.

Ich habe schon zwei Mal mein Hobby zum Beruf gemacht, oder besser gesagt zu einem Unternehmen, denn beruflich gesehen (im Sinne von „erlernter Beruf“) hatte ich keine Ahnung von dem was ich mache. Es war alles Learning-by-Doing. Stell dir jetzt bitte kein Riesenunternehmen vor, es ging und geht um eine One-Woman-Show.

Damit fühle ich mich wohl. Damit stoße ich aber auch immer wieder an meine Grenzen, die ich dann versuche durch projektbezogene Zusammenarbeit mit anderen Unternehmer/innen zu überwinden.

Den Unternehmerweg habe ich beide Male schleichend und ungeplant eingeschlagen. Einmal beginnend in 2006, dazu kannst du hier nachlesen.

Und mein jetziges Unternehmen, Elle Puls, kennst du ja schon. Das begann mit dem kleinen Blog pulsinchen in 2012. Ein Blog um Freunden und Familie zu zeigen, was ich so nähe. Mehr war es zu Anfang nicht. Dann kamen die ersten Link Parties und Follower und so nahm das Schicksal langsam seinen Lauf.

Heute betreibe ich den Blog beruflich. Meine PDF Schnittmuster generieren mein Einkommen. Keines mit dem ich unsere fünfköpfige Familie schon ernähren könnte, aber was nicht ist kann ja noch werden.

Ich arbeite von zuhause und zwei Mal in der Woche kommt schon mindestens ein Kind um 12 oder 13 Uhr nach Hause, da heißt es die morgendlichen Stunden voll ausnutzen, denn wenn sie erst einmal zuhause sind ist es aus mit der Konzentration.

Die Kinder haben bei mir überhaupt erst diesen Wandel von der klassischen Arbeitswelt zum kreativen Unternehmertum bewirkt. Dafür bin ich dankbar, weil ich mich im Konzern oft deplatziert gefühlt habe. Ich mag es, meinen eigenen Weg gehen zu können und für die Familie vor Ort zu sein. Das hat sich für unsere Familie bewährt.

Wie viele Stunden ich in der Woche arbeite? Das ist schwer zu sagen und manch eine Stunde nicht klar als Arbeits- oder Freizeitstunde einzuordnen. Wenn ich nähe ist das meistens Arbeit und Hobby zugleich.

Neben Familie, Bloggen und Nähen, bleibt nicht mehr viel Zeit für andere Hobbys, aber ich fange gerade wieder an, abends mal mit Freundinnen auszugehen.

2. Wie bist Du zum Nähen und zum Bloggen gekommen? Was ist es, das das Nähen / das Bloggen zu etwas besonderem für Dich macht? 

Als Kind und Jugendliche habe ich mich manchmal an die alte Singer Nähmaschine meiner Mutter gesetzt und drauf los genäht, ohne Angst etwas zu versemmeln. Kleidung habe ich damals nicht genäht, eher Portemonnaies und Kissenbezüge.

Ohne Sorge, den Stoff oder das Leder zu verschneiden bin ich an meine Projekte gegangen. Heute wünsche ich mir manchmal etwas von dieser Unbeschwertheit zurück. Mittlerweile ist viel mehr Kopf im Spiel und macht es mir manchmal schwer, eine Entscheidung zu treffen.

Erst 2012 nach der Geburt meines dritten Kindes habe ich mit dem Nähen von Kleidung begonnen. Schnell habe ich gemerkt, dass ich meine Kenntnisse ausbauen muss, denn wie oft habe ich mit meinen 182 cm im Laden gestanden und keine passende Hose gefunden? Selber nähen ist optimal, wenn man aus den Standardmaßen der Industrie herausfällt. 

Beim Nähen kann ich abschalten. In schweren Zeiten war das Nähen für mich auch schon Zufluchtsort. Der Spruch „Nähen ist mein Yoga“ ist nicht umsonst so beliebt.

Ich mag es einfach, durch das Nähen etwas greifbares, selbst gemachtes in den Händen zu halten. Etwas, das sonst keiner genau so hat. Dabei geht es mir nicht darum etwas besonders ausgefallenes zu nähen sondern einfach zu mir und mir passende Kleidung herzustellen. Ich mag es, darüber zu sinnieren, was mir steht, was meine vorhandene Garderobe ergänzen kann. Ich versuche jedes Nähprojekt als Teil meiner ganzen Garderobe zu sehen um überflüssige Kleidungsstücke zu vermeiden. Das ist aus meiner Sicht auch eine Form von Nachhaltigkeit.

3. Was bedeutet das Bloggen für Dich? Warum nimmst Du Dir Zeit Blogposts zu verfassen? Möchtest Du etwas mit Deinem Blog erreichen oder ist es eher ein „einfaches“ Nähtagebuch ohne Ziel? 

Ich hätte mich nie als prädestiniert fürs Bloggen gesehen, war ich doch früher in der Schule oft die, die die kürzesten Aufsätze geschrieben hat. Oft auf den Punkt, ohne schmückendes Drumherum. Ich bin glaube ich eher für die Berichterstattung als fürs emotionale Geschichten Erzählen geeignet. Als Introvertierte erstaune ich mich oft selbst mit meinem momentanen Werdegang. Dass ich mich auf Instagram, Snapchat, Youtube, Facebook und im Blog zeige ist ein großer Schritt aus meiner Komfortzone heraus, beziehungsweise eine unerwartete Erweiterung meiner Komfortzone. Man kann in vieles hineinwachsen.

Beim Nähen kann ich abschalten und einfach laufen lassen. Beim Bloggen muss ich eine andere Art der Kreativität einschalten. Als jemand, der eigentlich nicht dazu neigt viel von sich preiszugeben, ist das Bloggen eine Möglichkeit, mich persönlich weiterzuentwickeln. Wer mir vor fünf Jahren gesagt hätte, dass ich mal Nähevents organisiere, ich hätte ihm den Vogel gezeigt.

Ohne das Bloggen hätte ich nie diese Entwicklung durchlaufen.

Zum Bloggen gehört für mich auch, mir neue Themen zu erschließen und darüber zu berichten. Zum Bloggen gehört für mich das Lesen anderer Blogs, andere Blogger kennenzulernen, mich selbst in Frage zu stellen. Das klingt jetzt alles sehr ernsthaft, macht mir aber sehr viel Spaß.

Aus einem Nähtagebuch ist nun ein Blog geworden mit dem ich andere Frauen inspirieren möchte. Inspirieren zu einer nachhaltigen selbstgemachten Garderobe. Inspirieren Dinge zu tun und zu lernen, die sie bisher nicht für möglich gehalten haben.

Wie oft lese ich: „Ich traue mich nicht eine Jeans zu nähen.“ Oder: „Das kann ich nicht, dafür kann ich nicht gut genug nähen.“

Einfach machen. Das wird schon. Denn was kann im schlimmsten Fall passieren? Dass man 1 oder 2 m Stoff versemmelt? Verschwendete Zeit ist es auf keinen Fall, denn man lernt dadurch wieder etwas dazu.

Natürlich ist mein Blog auch ein Weg um meine Leser auf meine Produkte aufmerksam zu machen.

4. Wann findest Du Zeit zum Nähen und wann zum Bloggen? Hast Du manchmal das Gefühl, das Bloggen stiehlt dem Nähen die Zeit? Oder fügt sich das für Dich perfekt? 

Bloggen und Nähen sind für mich zwei verschiedene Dinge, die ich verknüpfe. Ich brauche auch nicht zwingend etwas Genähtes um einen Blogpost zu schreiben, aber es liegt natürlich in der Natur eines Nähblogs, dass ich über Genähtes schreibe. Bloggen ist eine sehr zeitaufwändige Sache. Nähen auch. Mal steht das ein, mal das andere mehr im Vordergrund. Für mich ist das eine aber nicht mehr oder weniger wert als das andere. Ich glaube da ergeht es mir anders als dir. Du möchtest lieber mehr Zeit mit dem Nähen als mit den sozialen Medien verbringen. Mir ist beides wichtig.

5. Was nähst Du alles selbst? Bist Du eher ein „Seflish Sewer“ oder nähst Du doch mehr für andere als für Dich? 

Ich stehe ganz klar für „selfish sewing“. Ich nähe auch keine Aufträge außerhalb der Familie und selbst die Familienmitglieder müssen manchmal ganz schön lange warten. Wenn ich in meinen Kleiderschrank schaue, ist fast alles selbst genäht bis auf die Unterwäsche, Lederjacke und Daunenmantel.

6. Welchen Stellenwert hat das Nähen / das Bloggen in Deinem Leben?

Arbeit und Vergnügen. Es ist Teil meines Lebens, das ich nicht mehr missen möchte.

7. Was würdest Du jemandem mitgeben, der gerade, so wie ich, darüber nachdenkt, ob das (Näh-) Bloggen Sinn macht?

Liebe Sindy, das ist nun die schwierigste deiner Fragen. Wenn du so sehr zweifelst ob du deinen Blog weiterführen sollst, dann wäre es vielleicht wirklich am besten ihn aufzugeben. Aber was spricht dagegen, ihn einfach ruhen zu lassen und zu sehen wie es dir in 3 Monaten damit geht? Alles hat seine Zeit und wenn du dann feststellst, dass du ihn nicht mehr brauchst, kannst du ja deine Entscheidung treffen. Wenn dir der Blog allerdings auf der Seele lastet würde ich ihn löschen. Auch wenn viele dann traurig wären.

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Liebe Elke, ich danke Dir von Herzen für Deine ausführlichen Antworten und wünsche Dir weiterhin so viel Freude beim Bloggen und Netzwerken.

7 Kommentare

  1. Danke für diesen Beitrag, für die hochinteressante Reihe (ich bin schon gespannt)! Ich freue mich, hier wieder etwas lesen zu dürfen!
    Mit liebem Gruß
    Regina

  2. Liebe Sindy…
    Ganz kurz, nachdem ich dich "gefunden" habe, warst du schon wieder weg. Wie schön, auf Diesem Wege von dir zu hören! Seltsamerweise ist es genau das, was auch mich die letzten Wochen sehr beschäftigt und ich glaube, dass es daran liegt, dass sich das bloggen so sehr verändert hat…
    Ich finde es schwer, da einen Platz zu finden, der sich richtig anfühlt!!!

    Für die die allerliebsten Grüße
    Und auch ich bin gespannt, wie es weitergeht!
    Julia

  3. Danke für diese Reihe. Ich lese schon lange gerne hier, und ich glaube, momentan geht es gar nicht so wenigen Nähbloggerinnen so, dass sie nicht recht wissen, ob weitermachen noch Sinn ergibt.
    Ich mag Blogs. Sie sind für mich wie ein Menü, die Social Media Kanäle dagegen wie Fast Food. Schon ok für zwischenrein und unterwegs, aber wirklich satt macht es mich nicht.

    Ich fände es schön, hier auch weiterhin lesen zu können. Wenn du (gerade?) nicht mehr bloggen magst, würde ich mich trotzdem sehr freuen, wenn dein Blog bestehen bleibt und nicht gelöscht wird. Ich würde ihn vermissen.

    Viele Grüße
    Paula

  4. Ein toller Beitrag!
    Und eine sehr interessante Reihe.
    Ich bin gespannt, auf das, was noch so kommt.
    Lass deinen Blog auf jeden Fall, auch wenn Du eine Auszeit brauchst.
    Ich möchte hier noch sehr viel stöbern!
    Viele Grüße
    Fina

  5. Sehr schöne Fragen- das ist interessant und macht Spass zu lesen! Und hilft, die Parallelen und doch auch Unterschiede in der Herangehensweise und Motivation zu sich selbst klarer zu sehen…eine tolle Reihe, lG Miriam "Mecki macht"

  6. Liebe Sindy, liebe Elke, ein schöner Artikel! Wie so oft von Elke gewohnt, sehr ausführlich beantwortet!
    Meine Antworten werden vermutlich ganz anders ausfallen!
    Liebe Grüße an euch beide!
    Jenny

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