Es vergeht keine Woche, in der Katharina nicht irgendein aufwändiges selbstgenähtes Kleidungsstück auf ihrem Blog Fröbelina vorstellt. Ich glaube, es gibt nichts, was Katharina noch nicht probiert hat. Sie strickt raffinierte Strickjacken, näht alles vom BH, über Kleider bis hin zu Taschen und Sachen für ihren Mann. Und das konstant seit einiger Zeit. Wenn ich dann lese, wie interessiert sie auch an anderen Sachen ist, werde ich misstrauisch und bin schon fast davon überzeugt, dass Katharina einen 48h-Tag gefunden hat.
Ich freue mich sehr, dass Katharina meine Fragen beantwortet hat und mir mit ihren Antworten bewiesen hat, dass sie für mich wirklich die produktivste und detaillierteste Nähbloggerin ist.
Liebe Katharina, ich wünsche Dir weiterhin viel Freude beim Nähen und Bloggen und hoffe, dass Du noch lange mit so viel Herzblut beschreibst was Du genäht hast und swelche Änderungen Du an Deinen Nähprojekten vorgenommen hast.
1. Erzähl ein bisschen von Dir.
Wer bist Du? Wie lebst Du? Was machst Du beruflich und wie viele Stunden arbeitest Du in der Woche? Welche anderen Hobbys hast Du neben Bloggen und Nähen?
Ich bin Katharina, 26 Jahre alt und lebe in der Nähe von Karlsruhe. Vor 2 Jahren bin ich zusammen mit meinem Freund, nachdem wir beide unser Studium beendet hatten, hierhin gezogen. Seit dem bin ich noch einmal umgezogen und lebe mit besagtem Freund, der inzwischen mein Mann geworden ist in Weingarten. Ich habe ein Studium zur Bauingenieurin in Essen absolviert, schnell hinter mich gebracht und arbeite mittlerweile als Softwareentwicklerin in Stuttgart, wohin ich 3 Tage die Woche pendle, 2 Tage arbeite ich von zu Hause aus. Ich arbeite in Vollzeit und ich liebe meinen Job. Manchmal höre ich von Leuten, dass ich den falschen Beruf gewählt habe, weil ich so viel nähe und stricke. Aber das ist nicht so. Es ist mehr so, dass ich, wenn ich etwas mache auch den Anspruch habe mit ganzem Herzen dabei zu sein.
Das bedeutete dann auch, dass ich meinen ersten Job nach dem Studium nach nicht mal einem Jahr aufgegeben und mir einen neuen gesucht habe. Und das bedeutet auch, dass Marvin (also der besagte Mann) und ich umziehen mussten. Dafür finde ich jetzt meinen Job super, wohne toll und denke dass ich genau das mache was ich gerne machen möchte und worin ich gut bin. Aber das gleiche gilt für mein Hobby, ich liebe mein Hobby. Und deshalb investiere ich so viel Zeit, aber es ist nicht das einzige was ich gerne mache.
Wobei ich unter ‚mein Hobby‘ jetzt vom Nähen spreche und Stricken und was ich sonst so kreatives mache. Ich habe angefangen zu spinnen letztens. Das finde ich auch super. Bloggen ist für mich aber ein separates Hobby, das gehört zu den kreativen nicht dazu. Außerdem hab ich noch so allerwelts-Hobbies. Ich wandere gerne, mache Krafttraining, ich lieg gerne am Baggersee, ich fahre gerne Fahrrad, gucke mir gerne Städte und Natur an, gucke unglaublich viele Serien, lese und ich campe gerne. Marvin und ich besitzen einen ganz kleinen Wohnwagen, der ist super!
2. Wie bist Du zum Nähen und zum Bloggen gekommen? Was ist es, das das Nähen / das Bloggen zu etwas besonderem für Dich macht?
Ich habe viele Sachen ausprobiert bis ich zum Nähen gekommen bin. Ich habe mal so richtig Handball gespielt und in einer Band, mit der ich ein paar Mal aufgetreten bin, habe ich Gitarre gespielt. Dazu hatte ich dann spätestens während meines Studiums keine Zeit mehr. Es ist immer etwas schwierig Hobbies zu haben bei denen andere von dir abhängig sind, finde ich. Hast du ne Band musst du zur Probe kommen und dasselbe gilt für eine Handballmannschaft. Ich hatte während des Studiums dann nur das Fitnessstudio und brauchte dringend noch ein Hobby das mir abschalten hilft. Und Marvins Mutter hat mir dann im richtigen Moment eine Häkelnadel in die Hand gedrückt. Das war echt ganz lustig. Ich habe nur mal ganz kurz Interesse an der Decke gezeigt, die sie da häkelte und zack hab ich auch eine gehäkelt. Aus Sockenwolleresten so eine Patchworkdecke. Und dann gings los. Ich habe gehäkelt ohne Ende und das geht ja auch enorm gut, wenn man gerne Serien guckt. Und ich glaube was für mich das beste an dem Hobby war, war dass man abschalten kann und nichts tut, am Ende aber was vorzuweisen hat. Ich finde es irgendwie enorm schwierig mich einfach hinzusetzen und mal nichts zu tun, dabei tut das ja echt gut. Es ist aber für mich immer okay mich hinzusetzen, nicht mehr nachzudenken und dabei was zu schaffen. Dann fühlt sich die Zeit nicht so ‚verloren‘ an. Was sie natürlich nicht ist, wenn man nichts macht, aber auch das habe ich erst durchs Nähen und Stricken gelernt. Naja, nach dem Häkeln kam dann in logischer Konsequenz das Stricken, bei dem mir Marvins Mutter viel geholfen hat und dann wollte ich nähen! Ha! Und das habe ich dann einfach gemacht. Gab Leute die haben gesagt ‚das schaffst du nicht‘, aber da gibt es nichts nicht zu schaffen finde ich.
3. Was bedeutet das Bloggen für Dich? Warum nimmst Du Dir Zeit Blogposts zu verfassen? Möchtest Du etwas mit Deinem Blog erreichen oder ist es eher ein „einfaches“ Nähtagebuch ohne Ziel?
Aufs Nähen bin ich nur aufmerksam geworden, weil ich Blogs gelesen habe. Und von Anfang an hat mir das gefallen mich auszutauschen über das was ich mache. Wie man an der Länge meiner Antworten bisher sieht schweife ich auch gerne aus. Ich rede so gerne! Also echt! Und schreiben tue ich auch gerne. Ich habe dann meinen Blog gestartet. Ich denke vielleicht war das so eine ‚in your face‘ Sache, weil man mir gesagt hatte, dass ich Nähen und sowas nicht schaffe und es stellte sich heraus, dass man nur Zeit investieren muss und das dann auch schafft. Und da wollte ich andere, die sowas auch zu hören bekommen auch motivieren. Ich war und bin so begeistert von meinem Hobby, dass ich glaube dass alle anderen nur deshalb nichts kreieren, weil sie nicht wissen, wie toll das ist und wie viel Spaß und Selbstbewusstsein und Weisheit man daraus ziehen kann 🙂
Mein Blog hat kein Ziel, ich zeige einfach was ich mache und schreibe ellenlange Texte darüber in der Hoffnung jemand anderem der mir nacheifern will, die ganze Sache etwas einfacher zu machen. Aber es macht mir auch einfach Spaß zu schreiben. Ich übersetze auch jeden Post ‚von Hand‘ auf englisch und das hat mein Englisch verbessert denke ich und ich finde es toll mit Leuten aus aller Welt über’s Nähen und Stricken und so zu schreiben.
4. Wann findest Du Zeit zum Nähen und wann zum Bloggen? Hast Du manchmal das Gefühl, das Bloggen stiehlt dem Nähen die Zeit? Oder fügt sich das für Dich perfekt?
Ich habe ein Nähzimmer, also eigentlich ist es ein Büro, ich arbeite ja 2 Tage die Woche von zu Hause. Es ist also halb voll mit Maschinen und Stoffen und halbvoll mit Bücher und Bildschirmen. Naja, eher 2/3 zu 1/3 😉 Das erlaubt mir mal eben für eine halbe Stunde zwischendurch zu nähen.
Ich nähe also wenn ich von der Arbeit nach Hause komme und am Wochenende und immer wenn ich Zeit und Lust habe. Bloggen ist etwas schwieriger. Ich schreibe gerne einen Post komplett zu Ende und mache das nicht in Abschnitten. Deshalb schreibe ich meistens Sonntags meine Posts und mache die Fotos. Die macht Marvin, der Liebe und es war am Anfang schwierig herauszufinden wie und wann und wie oft wir die Fotos machen, so dass wir beide damit zufrieden sind. Ich würde sogar sagen, dass die Fotos mich am meisten aufhalten und die meiste Arbeit sind. Außerdem hängt das ja auch immer vom Wetter ab.
Im Sommer können wir auch abends schonmal welche machen, im Winter nur am Wochenende. Und wenn es dann regnet ist das echt blöd.
Ich kann nicht sagen, dass das Bloggen dem Nähen die Zeit stiehlt. Das sind halt zwei Hobbes, die ich beide gerne machen möchte und manchmal muss ich da Prioritäten setzen. Ich meine ich kann ja auch nicht sagen, dass mir das Schlafen die Zeit fürs Nähen stiehlt. Schlafen tue ich auch echt gerne übrigens, das kommt auch auf die Liste von Sachen die ich gerne mache! 😉 Oder das Arbeiten, das stiehlt mir ja auch nicht die Zeit. Ich würde aber schon sagen, dass mir Putzen und Waschen die Zeit stiehlt 😉 Hehe. Also ich denke, dass wenn man etwas wirklich gerne macht, man nicht das Gefühl hat, dass es einem Zeit stiehlt, die man besser woanders investieren könnte. Wenn man das Gefühl hat, dann tut einem das Hobby vielleicht nicht gut und man muss grundsätzlich überdenken, ob das noch was für einen ist, oder es halt nicht mehr ins Leben passt, finde ich.
5. Was nähst Du alle selbst? Bist Du eher ein „Seflish Sewer“ oder nähst Du doch mehr für andere als für Dich?
Naja, die Frage ist schnell beantwortet, ich bin ein Selfish Sewer. Das Gute ist, dass ich die Klamotten die ich nähe wirklich brauche. Mir passt nichts im Laden, ich bin zu groß. Das macht das Nähen vielleicht auch zu etwas mehr als einem Hobby für mich. Mehr eine Lebensnotwendigkeit und deshalb muss ich auch immer Stoffe kaufen. Hehe. Ne, ich nähe schon um des Nähens willen, nicht um schöne Klamotten zu haben, aber es ist echt ein schöner Nebeneffekt mich nicht mehr so zu fühlen, als hätte ich einen Körper der in unsere Gesellschaft nicht reinpasst. Kein frustrierendes Shopping mehr, kein bauchfrei und keine zu kurzen Hosen.
Ich nähe aber auch immer öfter für Marvin, der geht jetzt nämlich auch nicht mehr shoppen, weil ihn meiner zwingt mitzukommen 😉
Und hin und wieder habe ich für Marvins Mutter was genäht. Aber ich habe michl etzten revangiert für die Häkelnadel und wir haben ihr eine Nähmaschine geschenkt und sie ist ziemlich gut dabei jetzt und näht sich ihre Klamotten und Taschen. Das ist so toll jemand anderem sein Hobby nahezubringen. Und damit sind wir wieder beim Sinn des Bloggens für mich 🙂
6. Welchen Stellenwert hat das Nähen / das Bloggen in Deinem Leben?
Den Stellenwert eines Hobbies. Und Bloggen kommt nach Nähen würde ich sagen. Es gibt wichtigere Sachen als Hobbies. Aber wichtig ist es dennoch, ich bin viel ausgeglichener, wenn ich Nähen kann und Bloggen macht mich zufrieden und nach einer bestimmten Zeit vermisse ich beides.
7. Was würdest Du jemandem mitgeben, der gerade, so wie ich, darüber nachdenkt, ob das (Näh-) Bloggen Sinn macht?
Ich denke es ist wichtig sich klarzumachen, dass das Bloggen ein zusätzliches Hobby ist. Außerdem muss man sich bewusst sein, dass auch in der Welt des Nähbloggens nicht immer alle nett sind. Die meisten sind nett und es macht viel Spaß mit ihnen zu schreiben. Aber ich bekomme auch viele Kommentare über die ich mich ärgere. Manchmal Leute, die sich irgendwie angegriffen fühlen und mir diese pseudo netten Kommentare hinterlassen á la ’sieht scheiße aus, aber steht dir‘ und manchmal Leute die meinen Hintern kommentieren. Man muss schon einen Grund haben, damit man das ganze nicht schnell wieder aufgibt, also irgendetwas das einen antreibt und das nicht nur ist, dass man Beifall für seine Werke bekommen will. Das ist natürlich immer ein Antrieb, auch bei mir, aber man bekommt ihn eben nicht immer und sollte dann versuchen nicht enttäuscht zu sein. Das kann man, wenn man sich klarmachen kann, dass man aus einem anderen Grund bloggt. Für sich selber zum Beispiel.
Außerdem finde ich es manchmal schwierig mich meinen selbst gemachten Druck zu entziehen, der mich etwas nähen lässt, obwohl meine Lust gar nicht so groß ist, weil ich es gerne noch vor dieser und jener selbst gemachten Deadline bloggen will. Ich denke es ist gut, sich da selber immer wieder zu hinterfragen. Ich habe schon von Leuten gelesen, die haben dann einfach alles auf einmal aufgegeben, weil der Druck zu groß wurde. Auch das Nähen! Und das darf ja nicht passieren, dass der Druck so groß wird, dass man nicht nur das Bloggen aufgibt, sondern das das eigentliche Hobby auch, dann hat man es zu weit getrieben denke ich. Man sollte also die ganze Zeit hinterfragen ob das Nähbloggen noch Sinn für einen macht. Und im Zweifelsfall sollte man kürzer treten und immer das machen was man gerade gerne machen möchte.
Es hat keinen Sinn sich zu etwas zu zwingen. Warum sollte man? Und dann bloggt man halt mal nicht. Nur wenn man den Zwang raus bekommt kann man rausfinden, ob das wirklich noch ein Hobby ist, das man gerne machen möchte. Und wenn nicht, dann halt nicht. Vielleicht macht das Bloggen aber auch noch Spaß, nur muss es einfach weniger werden, dann wäre es doch blöd, alles von heute auf morgen über den Haufen zu werfen. Die Hauptsache ist immer, dass man selber zu dem steht was man tut, dass man selber mit seinen Entscheidungen zufrieden ist. Man ist ja kein anderer Mensch nur weil man bloggt oder nicht bloggt und niemand erwartet das von einem.
Das Leben ist nicht lang genug um Dinge zu tun, die einen nicht erfüllen.
Ein wunderbarer Schlusssatz. GENAUSO sehe ich das auch!
Das hast du schön eingeleitet und zusammengefasst! Danke, dass ich meine Meinung sagen durfte, liebe Sindy!
Liebe Grüße
Katharina
Liebe Katharina, ich habe dich bzw. natürlich deinen Blog im letzten Jahr etwas aus den Augen verloren und freue mich, dich hier jetzt dann doch wieder ganz anders zu entdecken: herzerfrischend quirlige Antworten im Plauderton- sehr sympathisch, ich muss dich unbedingt wieder öfters auf dem Blog besuchen! LG Miriam "Mecki macht"
Vielen lieben Dank Miriam 🙂 Schön, dass du mich wiedergefunden hast und dir das Interview gefällt 🙂
Ich bin ja ein bisschen verliebt in Katharina. Ihre Posts zu lesen ist ein bisschen wie mit einer Freundin ein Bier zu trinken. Sie schreibt so erfrischend und näht gleichzeitig so ernsthaft und so unkonventionell (Stoff von Ikea, kein Problem! Keine Lust auf irgendwelche Konventionen-einfach weg lassen! Ihr denkt, dass ist schwer-einfach nicht denken!) Sie schließt damit für mich eine riesige Lücke unter den Nähnerds! Hab ich erwähnt, dass ich ein bisschen verliebt bin?
Danke Katharina und danke Sindy!
Ohhh, vielen lieben Dank für diesen superlieben Kommentar 🙂 Schön, dass das so rüberkommt und toll, dass du dir die Mühe machst und das mitteilst, das motiviert mich sehr 🙂 Danke!
Ich MAG diese Sonntagsrunde so sehr.
Danke für diesen Einblick und die tollen Fotos dazu.
Eine schöne Woche wünscht
Paula
Schön zu lesen, dass es doch noch motivierte Blogger gibt…bei mir ist da ja- ähnlich wie bei Sindy- etwas die Luft raus!
Also- weiter machen, bitte!
Liebe Grüße,
Jenny