Sonntagsrunde zum Sinn des Nähbloggens – Selina von 19nullsieben erzählt



Ihr Lieben,
wir haben Übernachtungsgäste und ich hänge mit meinem Sonntagstrott ein wenig hinterher. Jetzt gebe ich aber Gas, dass Ihr endlich das wundervolle Interview mit Selina vom Blog 19nullsieben lesen könnt. Ich liebe ihren Stil so so sehr, Und die Haare, hach, so schön. Selten habe ich eine charismatischere Bloggerin erlebt. Ich finde, Selina hat sich genau die richtigen Kooperationen rausgesucht. Die Schnitt von schnittreif stehen ihr ganz wunderbar!!

Ich sehe es wie Selina, wenn man selbst näht, kann man sich manch merkwürdigem Modetrend entziehen oder ihn für sich selbst neu interpretieren. Das ist auch für mich ein ganz großer Vorteil.

Liebe Selina, hab vielen Dank für den kleinen Blick hinter 19nullsieben und Deine wundervollen Worte zu meinem Blog. Wenn ich könnte, würde ich jetzt auf der Stelle einen Kaffee mit Dir trinken gehen und so manches Thema noch einmal richtig vertiefen. Ich wünsche Dir weiterhin ganz viel Spaß mit Deinem Blog!



1. Erzähl ein bisschen von Dir. Wer bist Du? Wie lebst Du? Was machst Du beruflich und wie viele Stunden arbeitest Du in der Woche? Welche anderen Hobbys hast Du neben Bloggen und Nähen? 

Ich bin Selina, 36 Jahre alt und ich lebe mit Mann und 4-jährigem Sohn in Wien. Ich bin Öffentlichkeitsarbeiterin im Sozialbereich, hab also beruflich viel mit Schreiben, Presse und Medien, Social Media, Grafik etc. und gesellschaftspolitischen Themen zu tun. Das finde ich sehr spannend und daher freue ich mich, dass ich im Rahmen der Elternteilzeit 24 Stunden pro Woche, aufgeteilt auf drei Tage, arbeite. Da finde ich eine sehr gute Balance aus Job, Familie und Zeit für mich und das ist auf längere Sicht unglaublich wichtig. Zu meinen Hobbies zählen neben Nähen und Bloggen das Stricken, Klettern und Sketchnotes. Kochen tu ich auch sehr gern!

2. Wie bist Du zum Nähen und zum Bloggen gekommen? Was ist es, das das Nähen / das Bloggen zu etwas besonderem für Dich macht? 

Mit dem Nähen bin ich aufgewachsen. Meine Mama und beide Omas haben genäht, gehäkelt und gestrickt. Ich hab als Kind für meine Puppen genäht, als Teenie hab ich unglaublich gern gehäkelt, später dann auch genäht. Genäht hab ich Anfangs Gewand für mich, Taschen und Accessoires und irgendwann hab ich dann Patchworken und Quilten für mich entdeckt. Über die ganzen amerikanischen Quilt-Blogs bin ich dann auf die Idee gekommen, selbst einen Blog ins Leben zu rufen, das war im Oktober 2009. Also vor – ich finde das selbst immer wieder unglaublich – 7 Jahren! Seit dem haben sich die Inhalte meines Blogs etwas gewandelt: Habe ich in den ersten Jahren hauptsächlich Quilts und Taschen und Täschchen, immer wieder mal Gewand für mich oder Baby-Geschenke gezeigt, hat sich der Fokus mit meiner Schwangerschaft klar auf Gewand gelegt, erfreulicherweise auch auf Gewand für mich! 😉

Am Nähen (und stricken) liebe ich ganz viel! Dass man selbst etwas erschafft. Den Kopf frei bekommt. Individuelle Kleidung hat, die sonst niemand trägt, die einem gut passt und die zu einem passt und einen damit unabhängig von aktuellen Modetrends macht. Also ich kann mir weite Hosen nähen, wenn es nur knallenge Jeans zu kaufen gibt! Ich mag auch die Tatsache, dass man mit selbst genähter Kleidung mehr Nachhaltigkeit in sein Leben bringt, wobei ich noch nicht sicher bin, ob das was an der Ausbeutung in der Modeindustrie ändern wird? Aber es schärft jedenfalls mein Bewusstsein zu dieser Problematik. Und es macht einfach unglaublich viel Spaß!

3. Was bedeutet das Bloggen für Dich? Warum nimmst Du Dir Zeit Blogposts zu verfassen? Möchtest Du etwas mit Deinem Blog erreichen oder ist es eher ein „einfaches“ Nähtagebuch ohne Ziel? 

Als ich angefangen habe zu Bloggen, war das für mich ein reines Nähtagebuch. Nach und nach hat sich das Bloggen für mich verändert, der Fokus der gelesenen Blogs legte sich von amerikanischen Blogs auf österreichische und deutsche (DIY-)Blogs. Und über die Jahre knüpfte ich spannende (vorrangig online) Kontakte zu Bloggerinnen und Schnittemacherinnen, und es entstanden in den letzten Monaten wunderbare Kooperationen. So freue ich mich, dass ich tolle Schnitte probenähe, die Möglichkeit bekomme, Designbeispiele für Schnitte zu nähen oder neue Stoffe zum Vernähen zur Verfügung gestellt bekomme. Und das ganze, eingebettet in eine tolle, inspirierende Community. Was mir dabei total wichtig ist: Ich stehe hinter den coolen Schnitten z.B. von fritzi&schnittreif oder schneidernmeistern und den fantastischen Stoffen aus dem :: stoffbüro :: Das sind Produkte, die ich mir selbst kaufen würde bzw. bis dahin selbst gekauft habe. Ich möchte, dass mein kleiner, feiner Blog authentisch bleibt und dass ich da einfach mein Ding mache und Spaß dabei habe. Und ein Tagebuch ist der Blog noch immer, auch wenn ich nicht alles poste, was ich nähe. Aber er ist ein wirklich praktisches Archiv!

4. Wann findest Du Zeit zum Nähen und wann zum Bloggen? Hast Du manchmal das Gefühl, das Bloggen stiehlt dem Nähen die Zeit? Oder fügt sich das für Dich perfekt? 

Ich nähe immer am Abend und an meinen freien Vormittagen. Also nicht immer, aber hm naja, schon sehr oft! Mein Freund und ich haben ein gemeinsames Arbeitszimmer, das kann ich allen Paaren empfehlen! 🙂 Bloggen tu ich zu den selben Zeiten und ich investeriere gerne Zeit darin, da ich auch viel aus meinem Blog zurück bekomme. Ich finde immer so tolle Inspirationen auf anderen Blogs und denke, dass mein Blog auch andere Frauen inspiriert und ihnen das Lesen Spaß macht. Mittlerweile gehört das für mich das Bloggen zum Nähen einfach schon dazu! Das einzige, was ich manchmal mühsam finde, ist das Fotografieren. Da muss ich in der Laune sein und ich finde, dass es verhältnismäßig viel Zeit braucht… Aber hm, dass das Bloggen dem Nähen die Zeit stiehlt – nein, das glaube ich nicht! Denn das gleich sich gut aus – wenn ich Lust auf Nähen habe, nähe ich, das hat also Vorrang. Wenn ich keine Näh-Lust habe, blogge ich. Oder ich mach ganz was anderes! 😀

5. Was nähst Du alles selbst? Bist Du eher ein „Selfish Sewer“ oder nähst Du doch mehr für andere als für Dich? 

Selfish Sewer… naja, ich denke, es hält sich die Waage. Also ich hoffe es, hehe! In den letzten Monaten habe ich echt sehr viel für mich genäht und ich liebe es! Aber wenn mein Sohn gerade aus allen Shirts rausgewachsen ist, kommt er wieder an die Reihe. Und mein Freund auch ab und zu! Aber für Leute außerhalb meiner Familie nähe ich derzeit nur sehr selten, da habe ich viel zu viele eigene Ideen und Projekte und daher möchte ich mir dafür nicht die Zeit nehmen. Derzeit nähe ich vor allem Kleidung für mich und meinen Sohn. Da nähe ich fast alles, von der Unterhose über Shirts, Pullis und Hosen bis zur Kappe. Was ich mir wünschen würde, ist mehr Muse für große Projekte, wie einen Wintermantel oder eine Jeans für mich, aber zur Zeit kriege ich das nicht hin. Irgendwann dann…

6. Welchen Stellenwert hat das Nähen / das Bloggen in Deinem Leben? 

Ui, also ohne Nähen könnte ich mir mein Leben wohl nicht vorstellen. Es begleitet mich einfach schon seit immer, es ist ein Teil von mir. Naja und der Blog, den habe ich nun auch schon ein Viertel meines Lebens und wir sind durch intensive und lose Zeiten miteinander gegangen und ich wünsche mir, dass das so bleibt. Also ich und mein Blog, wir werden uns weiterentwickeln und manchmal träume ich davon, die Bloggerei mit meinem Job zu verknüpfen, da ein großes Ganzes zu kreieren … aber nein, ich glaube, wir bleiben bei klein und fein.

7. Was würdest Du jemandem mitgeben, der gerade, so wie ich, darüber nachdenkt, ob das (Näh-) Bloggen Sinn macht? 

Das ist aber eine schwierige Frage! Also dir, liebe Sindy, möchte ich mitgeben, dass Blogs wie deiner unglaublich inspirierend und anregend sind, dass ich sie nicht missen möchte. Was macht das aus? Ich finde, dein Blog ist total authentisch, du bist sehr sympathisch. Du bist selbstkritisch, nimmst deine Leser_innen mit auf die Reise, wir erfahren von der Entstehungsgeschichte deiner Stücke, von den Zweifeln und Freuden und Erfolgen. Du nähst unglaublich schöne Stücke, die ich mir gerne anschaue. Von all dem nehme ich mir sehr viel an Inspiration und Ideen mit.

Ganz generell finde ich für mich, dass das Bloggen in erster Linie Spaß machen soll. Das Bloggen bedeutet ja nicht nur das Verfassen der Beiträge. Da gehört ja auch die ganze Community, diverse Social Media-Plattformen, Vernetzung etc. dazu. Da kann schon mal viel Zeit hinein fließen oder auch Stress entstehen … da denke ich, dass es Sinn macht, einen Schritt zurück zu treten und sich anzuschauen, was einem am eigenen Blog wirklich wichtig ist und wie man diese Dinge erreicht. Braucht es dazu wirklich eine Präsenz auf allen Plattformen? Muss man in allen Näh-Facebook-Gruppen mitlesen oder sogar aktiv sein? Wie viel Zeit möchte man investieren? Ich denke, dass sich dann manches relativiert, man mehr Leichtigkeit ins Bloggen rein bekommt und wieder Spaß und Sinnn darin sieht. Oder vielleicht auch nicht (mehr), aber das hat dann auch seine Berechtigung.

8 Kommentare

  1. Liebe Sindy,

    herzlichen Dank für deine Einladung zu diesem spannenden Format der Sonntagsrunde! Und für deine netten Worte, über die ich mich sehr freue!

    Und mir geht's auch so – ich würde sofort mit dir auf einen Kaffee gehen, da hätten wir wirklich einiges zum Plaudern! Also wenn du mal in Wien bist… 😉

    Hab noch einen schönen Sonntag,
    Selina

    • Wenn Sindy in Wien ist, muss sie aber auch nach Graz 🙂 Oder nein, besser, ich komm zu Euch beiden nach Wien! 🙂
      Spannend, deine Antworten zu lesen, liebe Selina! Ich freu mich jeden Sonntag auf die Beiträge.
      lg Steffi

  2. Wieder ein interessantes Interview. Ich freue mich auch darauf und lese gerne mit. Selinas Blog kannte ich schon. Mir hat es sehr gefallen, ich mag den Stil. Interessante Beiträge.

  3. Liebe Selina, Sympatisch bist du mir schon lange & jetzt noch ein bißchen mehr 🙂
    Ich mag deinen Stil sehr, ich würde sagen das ein oder andere schaue ich mir bei dir ab.

    Liebe Sindy, danke für diese Reihe 🙂

    Lg, Anke

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