Sonntagsrunde zum Sinn des Nähbloggens – Lee von Lulus bunte Welt erzählt

Guten Morgen, Ihr Lieben!

Oft frage ich mich, warum mir all die angesagten Blogs meist so gar nicht zusagen. Ich finde keinen Draht zu den Bloggerinnen dahinter und kann mit all den hippen Sachen nichts anfangen. Und dann stoße ich auf so kleine, feine und tiefgründige Blogs wie die von Lee – Lulus bunte Welt – und weiß wieder, dass ich mich vor allem zu den authentischen Blogs ohne kommerziellen Hintergrund am meisten hingezogen fühle.

Ich freue mich sehr, dass Lee sich die Zeit genommen hat, heute mein Gast zu sein. Liebe Lee, ich danke Dir von Herzen und ja, es ist nicht immer leicht, aber man muss definitiv öfter auf sein Gefühl hören und sich vom Kopf nicht reinreden lassen.

Lee von Lulus bunte Welt

1. Wer bist du? Wo lebst du? Was machst du beruflich und wie viele Stunden arbeitest du die Woche? Welche anderen Hobbys hast du neben Bloggen und Nähen? 

Ich bin Lee, Kroatin, seit 25 Jahren in Deutschland und seit 5 Jahren in Berlin. Mit Mann und zwei Jungs fühle ich mich hier wohl und Zuhause. Hauptberuflich, oder besser gesagt mein Leben lang, war ich Balletttänzerin. Tanzen und die Bühne waren mein alles bis zum Tag X wo mein Körper nach einem Unfall nicht mehr funktioniert hat wie er soll. Da die Verletzung nicht nur mein berufliches Leben beeinflusst hat sondern auch das private für immer tun wird, wird auch der graue Schatten immer an meiner Seite sein. Weil das nähen und darüber schreiben aber meine Welt viel schöner macht, heißt auch mein Blog Lulus bunte Welt. Was ich sonst noch gerne mache?…backen, häkeln, lesen, mit meinen Jungs spielen, Fahrrad fahren, schwimmen, Filme gucken…

Wie bist du zum nähen und zum bloggen gekommen? Was ist es, das das nähen/das bloggen zu etwas besonderem für dich macht?
Leider, leider viel zu spät. Ich bereue es nicht früher mit dem nähen angefangen zu haben, denn die Babyzeit der Jungs wäre perfekt zum austoben und probieren gewesen. Aber damals war mein Kopf zu voll mit anderen Sachen.Trotzdem hängt der Anfang mit meinen Kindern zusammen. Als die beiden so um 4-5 Jahre alt waren, habe ich auf dem Markt süße genähte Mützen gekauft, die wirklich unverschämt teuer waren. Der Gedanke „das kann ich doch auch“ hat nicht lange auf sich warten lassen und schon war die billige Nähmaschine aus dem Discounter im Einkaufswagen. Dann folgte das übliche…probieren, lesen, im Netz suchen, finden, Nähblogs entdecken und die Sucht hatte mich 😉 Was aber viel wichtiger ist, ich habe gemerkt das mir nähen gut tut. Wenn ich nähe ist die Welt rosa und alles ist gut, meine Gedanken sind ruhig und meine Seele zufrieden. Es ist eine echte Auszeit von allem was sonst nicht so gut läuft. „Nähen ist Therapie“ stimmt bei mir vollkommen.

2. Was bedeutet bloggen für dich? Warum nimmst du dir Zeit Blogposts zu verfassen? Möchtest du etwas mit deinem Blog erreichen oder ist es eher ein „einfaches“ Nähtagebuch ohne Ziel? 

Bloggen kam relativ spät dazu, wahrscheinlich einfach weil ich nicht so der mitteilungsbedürftige Typ bin. Angefangen habe ich den Blog nur um das genähte zu archivieren und hätte niemals gedacht das es irgendwann zu einem festen Teil von meinem Alltag wird. Ich schreibe nie ein Post im voraus, es passiert immer aus dem Moment. Manchmal ist es persönlich, manchmal mehr über das genähte, so wie es mir halt gerade ist. Erreichen möchte ich nichts, aber wenn ich es trotzdem schaffe wäre es toll…ich freue mich über jeden Kommentar, über nette Kontakte, manche davon haben sich schon in das „echte“ Leben geschlichen und zu echten Freundschaften entwickelt. Das ist das schönste daran…es verbindet wirklich.

3. Wann findest du Zeit zum Nähen und wann zum bloggen? Hast du manchmal das Gefühl, das bloggen stiehlt dem nähen die Zeit? Oder fügt sich das für dich perfekt?

Beides tagsüber. Ich bin keine Nachteule und auch wenn ich furchtbar gerne an so einem Nähabend bei Instagram mitmachen würde, da könnte nichts tragbares dabei rauskommen. Mein Tag endet mit dem ins Bett bringen der Kinder. Danach gibt es nur meinen Mann, Sofa, TV, Buch…mein Akku ist dann leer und die Konzentration reicht höchstens fürs kommentieren bei Instagram 😉 Dementsprechend ist der Tag voll bepackt, aber das kann ich gut. Ich bin ein organisierter und strukturierter Mensch der gut planen kann und schaffe es so mir genug Freiraum für die Dinge die mir wichtig sind zu schaffen. Dabei würde ich aber dem nähen immer den Vortritt lassen. Klar gibt es, seit dem ich Probe- und Designnähen mache, Zeiten wo das bloggen ein muss ist und seine Zeit fordert. Aber ansonsten sehe ich das bloggen sehr entspannt und mache es wirklich nur wenn es passt.

4. Was nähst du alles selbst? Bist du eher ein „selfish Sewer“ oder nähst du doch mehr für andere als für dich? 

Auf den ersten Blick nähe ich vorwiegend für mich. Wie das aber manchmal so ist mit den Sachen die man näht und toll findet, anzieht und dann gar nicht mehr so toll findet, landen sehr viele meine Sachen bei meinen Schwestern. Von denen übrigens auch immer wieder was bestellt wird und ich sehr gerne die Wunscherfüllerin spiele 😉
Meine Jungs bekommen ganz wenig, hauptsächlich aber weil sie die Kleidung wie Dreck behandeln. Wenn ich sehe wie die damit umgehen und mit welcher Sorgfalt die Flecken und Löcher darauf verteilt werden, blutet mein Nähherz. Ausserdem komme ich momentan gegen Star Wars und ähnlichem nicht an 😉
Mein Mann hat mir lange nicht getraut, aber seit er die Jacke letztes Jahr von mir bekommen hat, fragt er immer wieder ob es was neues gibt.
Auch wenn ich sehr gerne für andere nähe und die glücklich mache, am liebsten nähe ich für mich. Einfach weil ich weiß was ich will, was mir steht, weil ich es zwischendurch anprobieren kann usw.
Und ja, Taschen…die nähe ich echt gerne.

5. Welchen Stellenwert hat das nähen/das bloggen in deinem Leben? 

Wie schon gesagt, nähen ist meine Therapie, bloggen dagegen nur eine Begleiterscheinung, der Kontakt zu den anderen Nähnerds aber nicht mehr weg zu denken und da bin ich besonderes unkompliziertem Instagram sehr dankbar. Wie wichtig mir das nähen ist würde wahrscheinlich am besten unserer Familienwitz erklären … alle unsere größeren Ausgaben rechne ich in „stellt dir mal vor wie viele Meter Stoff das wären“ , damit bringe ich meinen Mann immer zum lachen 🙂

6. Was würdest du jemandem mitgeben, der gerade, so wie ich, darüber nachdenkt, ob das (Näh-)Bloggen Sinn macht? 

Mach dein Ding! Leicht gesagt, aber man muss lernen auf sich zu hören. Es ist kein Job den man für andere macht (außer man macht es beruflich, was aber die Frage nach dem Sinn ausschließt), sondern ein Hobby das man für sich macht. Es gibt keinen Plan den man erfüllen muss, es ist unwichtig ob es anderen gefällt oder ob sie es für wertvoll genug finden um darüber zu schreiben. Sinn muss es nur für einen selber machen. Klar ist es schön viele Leser zu haben und es wäre gelogen wenn ich behaupten würde das ich mich über die wachsende Leserzahl oder Likes nicht freuen würde, es wurmt mich aber auch nicht wenn es weniger werden. Am Ende des Tages zählt nur mein Gefühl…also auf dein Bauch, das Herz hören und entspannen…ich sage mit Absicht nicht den Kopf, weil genau der uns meistens den Streich spielt und falsche Fragen stellt.

 

12 Kommentare

  1. Liebe Lee, Liebe Sindy!
    So ein sympathisches Interview! Seit ich nähe kenne ich glaube ich auch deinen Blog liebe Lee… Ich finde es übrigens sehr witzig, dass du in Metern Stoff rechnest! Hat mich eben sehr zum Lachen gebracht… 🙂
    Aber auch sonst hast du einen tiefen Einblick in dein Leben gegeben. Bewegend zu lesen, dass nähen tatsächlich manchmal Therapie ist!
    Liebe Grüße Julia

    • Danke liebe Julia! Ich habe lange überlegt wie viel man von sich preisgeben sollte…wieder so eine Kopffrage…und die lieben Kommentare bestätigen mein Gefühl… Offenheit ist gut
      Liebe Grüße,
      Lee

  2. Liebe Sindy,
    danke dir nochmal das ich bei dir Gast sein durfte und bitte, bitte bleib wie du bist…ich bin sehr gerne hier, immer wieder, und werde es auch bleiben 😉
    Liebe Grüße,
    Lee

  3. Liebe Lee, liebe Sindy, wieder so ein tolles Interview in deiner Reihe. So wunderbar sympathisch. Ich habe es eben sogar zweimal gelesen, weil ich vieles sehr gut nachempfinden kann. LG Kirsten

  4. Liebe Lee, du warst mit die erste die meine Sachen kommentiert und mir das Gefühl gegeben hat – ja es interessiert auch andere was ich tue – vielen Dank dafür 🙂
    Liebe Sindy, wieder mal gut ausgewält 🙂
    lg, Anke

    • Nichts zu danken Anke. Ich lese bei dir immer gerne und versuche es so oft wie es geht zu kommentieren weil ich weiß wie schön es ist Reaktion zu bekommen.
      Liebe Grüße,
      Lee

  5. Hach, das ist so eine schöne Serie, liebe Sindy. Ich lese jedes Interviwe voller Begeisterung. Die sind alle immer so interessant. Das von Lee hat mich heute besonders beeindruckt. Wie schön, Lee, dass die das Nähen schöne glückliche Momente schenkt.

  6. Wenn ich dieses Interview lese, liebe Lee, glaube ich dich wieder ein bisschen besser zu kennen.
    Ich hoffe, dass du nie die Freude am Nähen und vor allem am Bloggen verlierst, du bist für mich ein sehr wichtiger Teil meiner Nähwelt geworden!
    Und Dankeschön, liebe Sindy, dass du Lee ausgewählt hast!
    Eine gute Wahl!

    Liebe Grüße
    Ina

  7. Ich WEISS schon, warum ich euer beider Blogs so gerne lesen mag. Danke, Lee, für deine Offenheit.
    Diese Reihe macht einfach große Freude, auch und immer wieder am selberbloggen. Danke dafür!

    Liebe Grüße an euch beide.

  8. Auch ich habe mich am Sonntag gefreut, von Lees Blog zu lesen. Wieder andere Facetten kennengelernt, interessante Einblicke. Ich bin sonntags meist früh wach und lese gerne hier. Ich mag es… viele Grüsse – P.S
    Gute Wahl Sindy. Wieder mal…

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