Sonntagsrunde zum Sinn des Nähbloggens – Änni von ÄnniSews erzählt

Hallo Ihr Lieben!
Puh, schon wieder Mittagszeit? Ich bin voll im Hemdennähfieber und habe darüber ganz vergessen, die heutige Sonntagsrunde einzuläuten .. Ohje.

Dabei freue ich mich so, dass Änni von ÄnniSews heute bei mir zu Gast ist. Denn mal Hand aufs Herz, wer kennt sie nicht? Ich glaube, jedem ist Änni schon einmal virtuell und vielleicht auch real über den Weg gelaufen. Mir ist sie besonders durch ihren (schwarzen) Humor aufgefallen. Ännis Beiträge und Kommentare sind ganz mit einem Augenzwinkern geschrieben. Das mag ich sehr. Und auch in Echt hatte ich das Gefühl, wir hätten uns noch ewig Sprüche um die Ohren hauen können. Schade, dass wir uns in Ulm letztes Wochenende nicht sehen konnten. Ich hatte mich sehr drauf gefreut.

Nun aber herzlichen Dank, liebe Änni, für den Blick hinte die Kulissen Deines Blogs und Deine lieben Worte zu meinem Blog. Bei mir wusste übrigens auch privat lange niemand, dass ich einen Blog schreibe. Irgendwie waren das zwei getrennte Welten. Nun hat es sich langsam vermischt und immer noch ist es ein merkwürdiges Gefühl, wenn mich jemand nicht ganz so nahes, darauf anspricht. Aber Du hast recht, eigentlich sollte man viel öfter damit angeben!


1. Erzähl ein bisschen von Dir.

Wer bist Du? Wie lebst Du? Was machst Du beruflich und wie viele Stunden arbeitest Du in der Woche? Welche anderen Hobbys hast Du neben Bloggen und Nähen?

Hallo und dankeschön für die nette Einladung zur Sonntagsrunde!
Ich bin Änni, 35 Jahre alt und Mutter eines einjährigen Sohnes. Neben Kind und Näh-Hobby wird mir als selbstständige Grafik Designerin auch sonst nicht langweilig. Wenn doch, mache ich Sport – von Joggen über Fitness ist alles dabei – oder lese ein Buch. Wobei letzteres gerade eindeutig zu kurz kommt.

2. Wie bist Du zum Nähen und zum Bloggen gekommen? Was ist es, das das Nähen / das Bloggen zu etwas besonderem für Dich macht? 

Zum Nähen bin ich nicht über den Gedanken „Ich möchte unbedingt XY haben“ gekommen, sondern tatsächlich über die Freude am „Werkeln“ – ich hatte einfach Lust Dinge zu schaffen und gleichzeitig sah ich bei Dawanda und Co Täschchen und Kleinkram bei dem ich sofort „kann ich doch auch“ dachte. Konnte ich zwar erstmal nicht, aber der Ehrgeiz war da und die Nähmaschine, ein uraltes Modell von meiner Mutter, ebenfalls.
Der Blog kam zu dem Zeitpunkt ins Spiel, als ich Austausch wollte den mir mein Umfeld nicht bieten konnte. Familie und Freunde applaudierten eben beim fünften Shirt nicht mehr so euphorisch wie ich mir das vorgestellt hatte und ich bekam das Gefühl, dass ich mehr Anerkennung verdient hätte 😉 Gleichzeitig war ich schon länger stille Leserin einiger Blogs und da lag der Plan nahe, nicht nur heimlich bei den anderen mitzulesen sondern eben auch selbst ein Teil der Nähblogger-Welt zu werden.

3. Was bedeutet das Bloggen für Dich? Warum nimmst Du Dir Zeit Blogposts zu verfassen? Möchtest Du etwas mit Deinem Blog erreichen oder ist es eher ein „einfaches“ Nähtagebuch ohne Ziel? 

Das Bloggen bedeutet für mich Austausch mit Gleichgesinnten. In meiner Gegend gibt es kein Nähkaffee oder Ähnliches und alle meine nähenden Freunde habe ich erst über das Bloggen kennengelernt. Jeder Blogpost ist ein bisschen so wie eine Verabredung mit ihnen. Natürlich werden diese Dates mittlerweile auch von schnellen Instagram-Dates (Speeddating!) unterstützt, allerdings nicht ersetzt.
Ein weiterer Punkt ist, dass das Bloggen mir auch Kontakte mit Stoffherstellern, Schnittmustererstellern und anderen beschert hat. Hätte ich nur im stillen Kämmerlein vor mich hin genäht, wären all diese Kontakte nicht zustande bekommen. Ich nähe wahnsinnig gerne und es ist natürlich ein großes Glück neue Schnitte oder Stoffe geschickt zu bekommen um sie vorzustellen. Dabei geht es natürlich auch um Anerkennung. Jemand denkt, dass ich sein Produkt, sei es Schnitt oder Stoff gut präsentieren kann.
Die ständig angesprochene Schattenseite „Aber wenn Dir Stoff/Schnitt gar nicht gefällt!?“ ist für mich kaum relevant. Schnitte die nicht zu mir passen lehne ich ab oder verändere sie so, dass sie meins werden. Jeder fortgeschrittene Näher passt seine Schnitte an, das ist also nichts besonderes. Stoffe die ich „privat“ nicht tragen würde sehe ich als Herausforderung. Welcher Schnitt passt zum Stoff, welcher schiebt ihn in eine ganz andere Richtung. Den klassischen Rosendruck sieht man auf den ersten Blick vielleicht eher in Muttis Wickeltop mit falblich passendem Bindeband und da wäre er bei mir völlig fehlplatziert. Wenn ich ihn aber sportlich in einem Sweater mit grau kombiniere ist er plötzlich meins. Das macht mir total Spaß! Ok, manchmal klappt es nicht, aber das ist dann eben so 😉
Aber auch das einfache Nähtagebuch trifft ein bisschen zu: Ich suche oft nach alten Posts um zu gucken ob ich etwas am Schnitt verändert habe oder wie er sitzt. Und wie bei einem richtigen Tagebuch, stoßt man auch beim Blogtagebuch hin und wieder auf Einträge, bei denen man schmunzeln muss. Wie stolz war ich auf mein erstes Jerseyshirt! Und wie schlimm sah das bitte aus…

4. Wann findest Du Zeit zum Nähen und wann zum Bloggen? Hast Du manchmal das Gefühl, das Bloggen stiehlt dem Nähen die Zeit? Oder fügt sich das für Dich perfekt? 

Zeit zum Nähen hätte ich natürlich gerne mehr (wer nicht?), aber statt Fernsehen am Abend fügt es sich ganz gut in meinen Tagesablauf ein. Natürlich nimmt das Bloggen auch viel Zeit in Anspruch, ich versuche es aber ganz klar hinter dem Nähen anzustellen. Das Nähen ist mein Hobby, das Bloggen schon eher Mittel zum Zweck. Und wenn die Zeit knapp ist, gibt es eben mal keine ausufernden Geschichten sondern drei Sätze mit knallharten Fakten. Es gibt den Blog nicht weil ich unbedingt schreiben wollte, sondern weil ich Genähtes zeigen möchte und das darf man ruhig erkennen.

5. Was nähst Du alle selbst? Bist Du eher ein „Seflish Sewer“ oder nähst Du doch mehr für andere als für Dich? 

Definitiv Selfish Sewer, wobei ich aber sehr gerne Reste verarbeite und deswegen doch viel Kinderkleidung entsteht. Habe ich aber die Wahl, ob ein Stoff für mich oder für jemand anderen vernäht wird, muss ich leider die Egotour fahren. Sorry 😉
Wobei ich auch immer etwas irritiert bin über Leute, die erzählen wie sehr es sie nervt, für andere zu nähen. Dann würde ich es definitiv nicht machen. Jedes Teil das ich nicht für mich genäht habe, habe ich mit Spaß und Freude genäht. Ich habe keine Tochter, möchte aber hin und wieder ein Kleid nähen. Man braucht nicht mehr als, äh, vier Patchworkdecken, ich hab aber zweimal im Jahr Lust eine zu nähen. Also nähe ich ganz egoistisch für andere Kleidchen und Decken. Weil ich Lust darauf habe. Den Fall, dass mir jemand Hosen zum kürzen vorbei bringt gab es so noch nicht. Könnte auch daran liegen, dass ich lange Zeit nicht unbedingt mit meinem Hobby hausieren gegangen bin und bis auf die Mütter die in den Genuss meiner Kleidchen kamen kaum jemand wusste dass ich nähe. Den Blog habe ich sogar einfach nie erwähnt, er war da einfach nicht relevant. Erst seit kurzem habe ich das Geheimes um mein zweites Internetleben gelüftet und gebe nun öffentlich damit an 😉

6. Welchen Stellenwert hat das Nähen / das Bloggen in Deinem Leben?

Vom Hobby zur Lebenseinstellung?

Schwierige Frage. Klar ist, dass das alles schon mehr Platz in meinem Leben eingenommen hat, als ich vor ein paar Jahren dachte. Aber das ist prima so. Ich bin gerade an dem Punkt, wo sich das Hobby mit meinem Beruf vermischt. Als Designerin ist es ja schon naheliegend Stoffe zu designen und nun, da Catrin Hilfe bei ihren Stoffbüro Stoffen brauchte hat sich hier der Kreis geschlossen. Das ist eine tolle Sache und einen Stoff nach eigenem Design zu vernähen ist natürlich der Knaller. Nähen und auch Bloggen sind also sehr wichtig für mich.

7. Was würdest Du jemandem mitgeben, der gerade, so wie ich, darüber nachdenkt, ob das (Näh-) Bloggen Sinn macht? 

Nein, macht es nicht. Wer überlegt einen Blog zu starten, dem würde ich folgendes sagen: Wenn es mehr ums Bloggen geht als ums Nähen, dann schreib lieber einen Fashion/Lifestyleblog. Einmal die Woche ein neu gekauftes Teil in die Kamera halten, fertig. Nähbloggen macht da schon etwas mehr Arbeit….

Spaß bei Seite, ich glaube das muss jeder aus dem Bauch heraus entscheiden. Facebookgruppen und Instagram sind ja mittlerweile für viele eine Alternative was den Austausch angeht. Alleine um den Punkt geht es also nicht mehr, zumal die Kommentarfunktion ja immer weniger genutzt wird – verständlich, wenn die Leser schon auf dem schnellen Weg bei Insta und Co kommentiert haben.
Grundsätzlich sollte man aber einfach machen worauf man Lust hat. Ich hab drei Monate Spaß daran auf dem Blog ein genähtes Teil nach dem anderen rauszuhauen? Super! Irgendwann brauche ich mal eine Auszeit? Ja warum denn auch nicht!? Ich finde man darf das nicht so verbissen sehen und muss den Druck rausnehmen. Es ist ein Blog, der verkraftet es schon, wenn mal zwei Wochen nichts passiert. (Vielleicht ist das der Unterschied zur Facebookseite, die ja neuerdings auch als Blog zählt?) Ich finde es eher irritierend wenn Blogs an- und abgemeldet werden, ständig Drama ist und Leute alle paar Wochen verschwinden und wieder auftauchen – und jeden dieser Schritt groß ankündigen. So ein bisschen Ruhe schadet da nicht.
Ich hab in meiner Leseliste übrigens tatsächlich noch Blogs auf denen seit Jahren nichts passiert ist. Irgendwann lösche ich die natürlich auch, aber ich spreche von Jahren, nicht von Tagen! Ich bin da eher eine treue Seele 😉

Und nun ganz speziell auf Deinen Fall bezogen: Ich hoffe einfach, dass Du noch ganz lange dabei bleibst und der (wiedergefundene) Spaß an der Sache so schnell nicht verloren geht. Ich freue mich jedenfalls sehr Dich kennengelernt zu haben und auch schon bald wieder zu sehen und all das wäre ja ohne Blog nicht möglich gewesen… ach, ich wiederhole mich.

4 Kommentare

  1. Wie nett. Ännis Blog kenne ich bereits, aber interessant Neues zu erfahren und ich danke dafür… Gehöre auch zu den treuen Lesern und mal ist frau mitteilsamer mal nicht – so what!

  2. Spannende Sache! Auch ich halte mit meinem Blog im privaten Umfeld eher hinterm Berg. Eigentlich Quatsch, da ich dir liebe Änni zustimmen muss, dass es doch eigentlich was euch tolles ist sein Hobby auf diesem Weg zu teilen! 🙂
    Liebe Grüße Julia

  3. Liebe Sindy, an Dich ein dickes Dankeschön für die nette Einladung und an Deine Leser ein ebenso dickes Dankeschön für die lieben Kommentare und Grüße!
    Liebe Grüße, Änni

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