Ich weiß noch genau, wie es war, als ich mit dem Nähen für mich begann und mir zu meinem Burda-Schnitt einen schönen Stoff im Stoffgeschäft aussuchen wollte. Da war dieses eine Wasserfallshirt – ich glaube, es war tatsächlich das erste richtige Shirt für mich -, für welches man Jersey brauchte. Ich ging guter Dinge in den schönen kleinen Nähladen in der Provinz und freute mich, mir einen schönen Stoff dafür auszusuchen. Auf meine Vorfreude folgte schnell die Ernüchterung als ich einen petrolfarbenen und einen braunen Jersey mit den Worten „Jersey führe ich normalerweise nicht, das verarbeitet doch heutzutage keiner mehr“ hingelegt bekam. Puh. Gut. Das war die zweite große Ernüchterung nach der Erfahrung, dass auch Schnitte einfach nur nach Konfektionsgrößen gradiert werden. Und trotzdem nähte ich das Shirt aus dem viel zu dicken und viel zu künstlichen Jersey und trug es ganze 5x.
Natürlich gab es damals schon ein paar wirklich gute Onlineshops, aber wenn Du keine Ahnung hast, was Du da kaufst, dann macht das wenig Sinn. Ein paar Meter Stoff sind auf diese Weise auch bei mir in den Müll gewandert. Später war ich dann zum ersten Mal auf einem holländischen Stoffmarkt und fühlte mich wie im Paradies. Etliche Coupons mit wunderschönem Retromuster durften bei mir ein- und ganz bald wieder ausziehen. Ich machte weiter meine, teils schmerzlichen, Erfahrungen bis ich irgendwann wusste, was ein guter Stoff ist. Mittlerweile werden ja die meisten Stoffe auch vernäht gezeigt, worüber man auch online gut erkennen kann, welche Eigenschaften der Stoff mit sich bringt. Für mich ist das oft DAS Kaufargument. Ein Stoff online mit einem 4x4cm großen Quadrat abzubilden, ohne sehen zu können, was ihn ausmacht, macht für mich wenig Sinn.
Mit der wachsenden Erfahrung und dem wachsenden Stoffangebot, verfiel ich immer mehr in ein regelrechtes Hamsterverhalten. Neuer Stoff. Einzigartig? Wunderschöne Farben? Noch nie vorher gesehen? Brauch ich! Doch wirklich. Ich brauchte den Stoff wirklich. Ich hatte großartige Pläne, die ich sicherlich ohne Kinder und Vollzeitjob locker hätte umsetzen können. Da ich zum Glück wundervolle Kinder habe und auch einen tollen Job, füllte sich eben ganz allmählich das Stoffregal und wurde zu einem Regal voller Nählust und schillerndster Pläne nach dem Motto „Wenn ich dann mal Zeit habe“.
Ende letzten Jahres zog ich die Reißleine. Ich wollte nur noch das kaufen, was ich realistisch wirklich sofort verarbeiten hätte können. Ich ließ mich nicht mehr von den verlockenden Stoffneuheiten einlullen und kaufte ein halbes Jahr lang keinen einzigen Zentimeter Stoff. Und trotzdem nähte ich richtig viel, auch wenn man das meinem Stoffregal so überhaupt nicht ansieht.
Den ersten Stoff, den ich mir dieses Jahr gönnte, war ein wundervolle Jaquard von Stoff&Stil. Um diesen bin ich tatsächlich fast ein Jahr drum rum geschlichen, bis ich ihn einfach haben musste und sofort in den Susanne Cardigan von Compagnie M verwandelte.
Diese wundervolle Struktur hatte es mir von Anfang an angetan. Einzigartigen Strukturen kann ich nur schwer widerstehen. Sie sind einfach so schön minimalistisch und doch besonders.
Der Cardigan war mein erstes Projekt nach unserem Sommerurlaub. Ich musste mich langsam wieder an die Nähmaschinen annähern und suchte nach einem schönen einfachen Projekt. Da war der Cardigan im Rahmen der Blogtour genau die richtige Wahl.
Zum Versäubern nutzte ich den Rollsaum meiner Overlock (Bernina 1150 MDA). Die pinken Highlights passen wundervoll zur Struktur des schlichten Stoffs und geben dem Cardigan das gewisse Etwas.
Ich mag ihn wirklich sehr. Er passt perfekt in meinen Kleiderschrank und kann sowohl zu Bluse, als auch einfach sportlich getragen werden.
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Stoff: Jaquard in hellgrau von Stoff&Stil
Schnitt: Susanne Cardigan von Compagnie M